Gaou Koivogi

 

Gaou Koivogi
Zapai, 1991
Dispersionsfarbe/Papier
29,5 x 41,5 cm
Werknr. 25-1991/54

Gaou Koivogi

geb. ca. 1945 in Fassawolou, Guinea
Segbémé, Guinea

Eintritt ins Buschlager: ca. 1952, wo sie 4 Jahre verbrachte
Initiation: ca. 1956
Heirat: mit Pévé Bavogi, dem Kengi-Spieler von Segbémé; sie ist seine erste Ehefrau. Ihre Rivalin, die zweite Ehefrau Pévés, ist Vaba Béavogi.
Beruf: Bäuerin
Zusammenarbeit: 1990, 1991 und 1996

Mit Gaou war die Zusammenarbeit ein wirkliches Erlebnis. Mit ihrem Ehemann Pévé verband mich eine enge Freundschaft, weshalb wir automatisch zu einer Familie zusammen wuchsen; außerdem stand mein Wagen, mein „Haus auf vier Rädern", direkt neben ihrem Haus: wir waren also auch Nachbarn. Für Gaou galten insofern besondere Arbeitsbedingungen, als sie in Segbémé verheiratet war, hier wohnte und nicht, wie viele andere Frauen, von weither anreisen musste. Hatte sie dringende Feldarbeiten zu erledigen, so hatte dies Priorität. Immer wenn sie Zeit und Lust hatte, kam sie, holte sich ihre Malutensilien, setzte sich in ihr Haus und malte und malte. Nebenbei musste sie noch für ihren Mann kochen und außerdem ein neugeborenes Baby versorgen. Für mich ist sie eine wunderbare Künstlerin, mit einer großen Leidenschaft für die traditionelle Podaimalerei. Welch ein Bild, wenn Gaou malte und ihr Baby auf ihrem Schoß lag oder sie es manchmal an die Brust legte, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. Gaou beendete noch vor dem Herrschaftsantritt von Sékou Touré ihr Buschlager und die normale Initiation. In vier Jahren Buschlager konnte sie alle wichtigen kunsthandwerklichen Fertigkeiten und die Körpermalerei erlernen. Wenn Gaou an diese Lehrjahre zurück denkt, so waren sie für sie ein einziger Zwang gewesen:

„Es waren besondere Umstände, welche mich zur Malerei zwangen. Als wir in das Buschlager mussten, sagten uns unsere Mütter, welche sehr gut malen konnten: Wir wollen, dass ihr das Malen erlernt, denn wir haben nicht die Zeit, immer dann, wenn ihr eure Tänze übt, zu kommen, um euch zu bemalen; wir haben sehr viel Arbeit im Dorf. Zu unserer Zeit, als wir an der Reihe waren, versuchte man es mit allen Tricks, damit wir die Podaimalerei lernten. Wir verbrachten vier Jahre im Buschlager; dort übte man mit uns nur einen Tag das traditionelle Malen; danach waren wir es, welche versuchten, die Podaimalerei zu erlernen. Ich habe in jeder freien Minute für mich die Hausmalerei geübt, weshalb ich die Malerei sehr gut gemeistert habe. Ich glaube, ich hatte die Chance, die Podaimalerei zu erlernen, weil es Gott wollte. Wenn also jemand diese Gelegenheit nicht hat, dann ist es auch Gott, der es so will. Deshalb erwarte ich kein Geld, weil ich von etwas profitiere, was Gott wollte. Es sind die Menschen, welche die Gabe Gottes entwickeln und sich so in diesem Leben vervollkommnen."

Text: Karl-Heinz Krieg, 2003
Aus: Podai - Malerei aus Westafrika, museum kunst palast, Düsseldorf 2003:127